Mit Schaufel und Harke zur Gleichberechtigung
Der hart erkämpfte Weg der GärtnerinnenHeute verrichten die Gartenarbeit alle Geschlechter gleichermaßen – das war allerdings nicht immer so. Lange Zeit war es Frauen nicht erlaubt den Beruf der Gärtnerin zu ergreifen. Als Lehrlinge wurden sie schlichtweg nicht akzeptiert, um jungen Frauen trotzdem eine Berufsausbildung zu ermöglichen, haben einige Frauen kurzerhand Gartenbauschulen gegründet. Die ersten gab es in England, aber auch in Deutschland sind im ausgehenden 19. Jahrhundert erste Schulen entstanden.
Aller Anfang ist schwer …
1890 die erste Gartenbauschule für Frauen von Hedwig Heyl in Berlin-Marienfelde gegründet. Ein wichtiger erster Schritt. Als Vertreterin der gemäßigten Frauenbewegung ging es ihr allerdings nicht in erster Linie um eine Berufsausbildung, sondern eher um die förderliche Betätigung an der frischen Luft und der Möglichkeit viel für den späteren Hausgarten, um den die bürgerlichen Frauen sich kümmern würden, zu lernen.
Da sie später begeisterte Hitler-Anhängerin wurde und auch bezüglich der Kolonien rassistische Ansichten hatte, wurden ihr später viele Ehrungen wieder entzogen.
Es muss doch möglich sein
1894 wurde schließlich von Elvira Castner eine Obst- und Gartenbauschule für Frauen gegründet, deren Ziel auch die Berufsausbildung war. Elvira Castner war zuvor in die USA gegangen, um Zahnmedizin zu studieren (was in Deutschland für Frauen zu diesem Zeitpunkt ebenfalls noch nicht möglich war). In den USA hatte sie zahlreiche Frauen im Obstbau gesehen und überlegt, dass es doch möglich sein müsste, diesen Beruf auch für Frauen in Deutschland zu erschließen.
Sie sollte recht behalten.
Im ersten Jahr melden sich 16 Schülerinnen an, 25 Jahre später wird sich die 1000ste Schülerin anmelden.
Doch die Vorbehalte schwinden nicht so schnell. Mit immer mehr Frauen, die in den vermeintlichen Männerberuf strömen, steigt die Diskussion. Mitunter werden Gärtnerinnen in Zeitungen und Magazinen schlimm verspottet. (Das bekommt übrigens auch Marleene in meiner Hofgärtnerinnen-Trilogie zu spüren.)
Beispielsweise werden sie in Möllers Gartenzeitung als extrem hässliche, in der Nase popelnd, furzend oder rauchend dargestellt – was damals noch sehr viel gesellschaftlich verpönter für Frauen war, als es heute ist.
Und auch in den Leserbriefen der Fachzeitschrift Gartenwelt wird die sogenannte Frauengärtnerei mitunter heftig diskutiert und dabei nicht nur von Männern verurteilt (es gab natürlich auch Männer, die sich für Frauen eingesetzt haben).
Die Vorurteile waren dabei vielfältig wie unfassbar (und das stand ehrlich in Artikeln und Leserbriefen, das entspringt nicht meiner Fantasy):
Frauen können nicht Gärtnerin werden, weil ihre Hände zu klein sind, um Schaufeln zu halten.
Frauen können nicht Gärtnerin werden, weil sie einen so starken Kommunikationsdrang haben, dass sie den ganzen Tag quatschen würden und nicht zum Arbeiten kommen würden.
Frauen können nicht Gärtnerin werden, weil ihr Verstand einfach zu beschränkt ist und sie nichts ausrechnen könnten.
Frauen können nicht Gärtnerin werden, weil sie wegen des Korsetts schlecht atmen können und die ausgreifenden Röcke sie behindern. (Was stimmt, aber was könnte man denn dagegen machen?)
Frauen können nicht Gärtnerin werden, weil sie zu schwach sind.
Frauen können nicht Gärtnerin werden, weil sie zu überheblich sind und sich permanent selbst überschätzen.
Aber es gab auch andere Meinungen:
Frauen können vielleicht Gärtnerin werden – aber die wirklich großen Leistungen der Gartenkunst, die wird allein den Männern vorbehalten bleiben.
Warum? Wegen der angeblichen Sache mit unserem Verstand natürlich.
Es war ein sehr harter und steiniger weg bis zu dem Punkt, wo wir heute sind. In großen Teilen beschreitet auch die Protagonisten meiner Hofgärtnerinnen-Trilogie diesen Weg, wo ihr immer wieder genau diese Vorurteile begegnen.